Die Flüchtlingshilfe Neu-Isenburg sammelt seit einem Jahr Spenden für den Verein Sea-Eye, der sich auf dem Mittelmeer um die Rettung Ertrinkender kümmert. Am Mittwoch, 28.08.2019 war Michael Buschheuer, Gründer des Vereins, auf Einladung der Flüchtlingshilfe in der Evangelischen Johannesgemeinde Neu-Isenburg zu Gast.
Mit einem inspirierenden, fast zweieinhalbstündigen Vortrag bedankte er sich für das Engagement von Kirche und Flüchtlingshilfe. Und er informierte über den Stand der Dinge auf dem Mittelmeer. Buschheuer legte den über 50 Zuhörerinnen und Zuhörern dar, wie die Arbeit der privaten Seenotretter immer wieder systematisch von der EU-Politik ausgebremst, behindert und vor allem verlangsamt wird durch unwürdiges, politisches Geschacher der einzelnen Länder. Buschheuer zeigte auf, wie die Wanderungsbewegungen über das Mittelmeer in Süd-Nord-Richtung verlaufen und er stellte ausdrücklich klar, dass die Abwesenheit privater Seenotretter die Schutzsuchenden aus Afrika nicht von einer Flucht abhalten wird. Die zynische Rechnung der Regierungen – keine Rettungsschiffe, keine Flüchtlinge –, sie geht nicht auf. Belegbar ist hingegen eine einfache Wahrheit: Je weniger Retter auf dem Mittelmeer sind, desto mehr Menschen müssen ertrinken.
Der Gründer des Vereines Sea-Eye berichtete darüber, wie er selbst zur Seenotrettung kam: Eine durchaus ungewöhnliche Geschichte. Buschheuer hat in Regensburg einen Betrieb für Bauten- und Korrosionsschutz und beschäftigt 20 Mitarbeiter. Als Hobby-Segler fasste er in 2015 mit Freunden den Gedanken, helfen zu müssen, und schickte alsbald ein erstes Rettungsschiff, die “Sea-Eye”, ins Mittelmeer.
Dieses Schiff und seine Besatzungen retteten in den Jahren 2016 bis 2018 Schutzsuchende vor dem Ertrinken. Mittlerweile hat der Verein die “Sea Eye” und ihr Schwesterschiff, die “Seefuchs”, außer Dienst gestellt – die „Sea-Eye“ liegt im Museumshafen von Hamburg-Harburg und dient als Dokumentationsschiff. Denn es wurde für den Verein nötig, ein größeres Schiff, die “Alan Kurdi” zu erwerben, die sich derzeit im Rettungseinsatz auf dem Mittelmeer befindet. Nötig auch deswegen, weil die Seenotretter mittlerweile gezwungen sind, immer weitere Wege zu fahren, um die in Seenot geratenen Menschen in einen sicheren Hafen zu bringen.
Wie wird es auf dem Mittelmeer weitergehen? Zur Zeit versuchen die EU-Regierungen, die Arbeit privater Seenotretter systematisch zu behindern, ja, diese Ehrenamtlichen zu kriminalisieren. Doch das führt allenfalls zu mehr Ertrinkenden, die Flucht aus dem völlig desolaten Libyen wird es nicht beenden.
Ertrinkende werden von der italienischen Küstenwache aus dem Wasser gefischt. Sie werden von italienischen Fischerbooten gerettet. Oder sie schaffen es selbst in klapprigen Holzbooten nach Lampedusa oder Malta. Doch die Abwesenheit koordinierter Search-and-Rescue-Missionen durch die Marinen der EU sorgt für weitere Tote. Wie wird es weitergehen? Michael Buschheuer vertritt eine konsequente humanitäre Grundhaltung: Niemand darf ertrinken. Wie es mit den Schutzsuchenden weitergeht, das entscheiden die Politiker, die dringend aufgerufen sind, sich zusammenzusetzen und tragfähige Lösungen zu erarbeiten.